Wussten Sie, dass der Begriff „Stress“ am Anfang ein völlig neutraler Begriff war?
Mit Stress war nur die körperliche Reaktion auf Belastung gemeint. Völlig wertfrei!
Im heutigen Gebrauch ist mit Stress der Disstress gemeint. Also unsere negative Reaktion auf Belastung. Also der Stress, der uns nicht beflügelt, sondern der belastet.
Stress ist ein Begriff, den fast jeder von uns kennt und vielleicht sogar täglich erlebt. Ob es der Druck bei der Arbeit, eine bevorstehende Prüfung oder persönliche Herausforderungen sind – Stress ist in vielen Lebensbereichen präsent.
Aber was genau ist Stress, und wie wirkt er sich auf unseren Körper und unseren Geist aus?
Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf dieses komplexe Phänomen werfen.
Was ist Stress?
Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine Herausforderung oder Bedrohung. Es handelt sich um einen biologischen Mechanismus, der ursprünglich dazu diente, in gefährlichen Situationen schnell reagieren zu können – das sogenannte "Kampf-oder-Flucht"-Prinzip. Das ist etwas vereinfacht erklärt, es sind in uns noch andere Arten der Reaktion „angelegt“, aber „Kampf oder Flucht“ trifft es in der Regel recht gut.
Wenn unser Gehirn eine Bedrohung wahrnimmt, setzt es eine Kaskade von hormonellen Reaktionen in Gang, die unter anderem die Freisetzung von Adrenalin und Cortisol beinhaltet. Diese Hormone bereiten den Körper auf eine sofortige Reaktion vor: Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, die Muskeln spannen sich an, und die Sinne werden geschärft.
Arten von Stress
Stress kann in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: akuten Stress und chronischen Stress.
Akuter Stress:
Diese Form des Stresses ist kurzfristig und tritt auf, wenn eine unmittelbare Bedrohung oder Herausforderung besteht.
Ein Beispiel hierfür wäre die Reaktion auf eine gefährliche Situation im Straßenverkehr.
Akuter Stress ist in der Regel schnell vorüber und kann in einigen Fällen sogar positiv sein, da er uns hilft, schnell und effektiv zu reagieren.
Chronischer Stress:
Wenn Stress über einen längeren Zeitraum anhält, spricht man von chronischem Stress. Dieser kann durch anhaltenden Druck bei der Arbeit, finanzielle Sorgen oder dauerhafte Beziehungsprobleme verursacht werden. Chronischer Stress ist besonders gefährlich, da er den Körper und Geist dauerhaft belastet und eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen kann.
Die Auswirkungen von Stress
Stress hat sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit. Während akuter Stress in der Regel unproblematisch ist und sogar nützlich sein kann, ist chronischer Stress ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko.
Kurzfristige Auswirkungen:
Dazu gehören eine erhöhte Herzfrequenz, schnelle Atmung, Muskelanspannung und ein gesteigerter Fokus. Diese Reaktionen sind Teil der natürlichen "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion und helfen uns, in gefährlichen Situationen zu überleben. Diese Reaktionen lassen nach relativ kurzer Zeit und häufig von alleine wieder nach.
Langfristige Auswirkungen:
Wenn der Körper über einen längeren Zeitraum hinweg Stresshormone wie Cortisol produziert, kann dies zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Dazu gehören unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, ein geschwächtes Immunsystem, Schlafstörungen und sogar psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.
Ich habe viele Patienten mit chronischem Stress in der Praxis und häufig weise ich sie (liebevoll) darauf hin, dass ihre Symptome meiner Meinung nach von (zu viel und zu langem) Stress kommen können. Oft höre ich dann, dass sie nicht ihr Leben über Bord werfen können, oder sie nun mal Kinder haben und deswegen das Arbeitspensum gefühlt immer mehr wird. Ja, das stimmt absolut. Manchmal können sie an den äußeren Stressoren nichts oder nur wenig ändern. Was sie aber können, ist der Umgang damit. Und das ist manchmal gar nicht so schwierig.
Wie kann man Stress bewältigen?
Es gibt viele Strategien, um mit Stress umzugehen und dessen negative Auswirkungen zu minimieren:
Sport und Bewegung:
Körperliche Aktivität ist eine der effektivsten Methoden, um Stress zu mindern. Sie hilft, überschüssige Stresshormone abzubauen und fördert gleichzeitig die Produktion von Endorphinen, den sogenannten Glückshormonen.
Dafür habe ich keine Zeit! Kennen Sie den Satz? Also ich kenne ihn von mir! Aber das ist Blödsinn. Es muss nicht gleich 5x die Woche Kraftraining im Fitness-Studio sein, es geht auch ein Spaziergang. Dann eben mit den Kindern, wenn niemand aufpassen kann, oder Indoor-Walking.
Entspannungstechniken:
Methoden wie Meditation, Yoga oder tiefes Atmen können helfen, den Körper zu entspannen und den Geist zu beruhigen.
Auch hier darf es ganz einfach sein. Wenn es zeitlich oder finanziell nicht geht, dann nicht der Yogakurs sondern einfach nur Atmen. Ich kenne einige „schnelle“ Atemtechniken, die gehen an der Kasse im Supermarkt genauso, wie auf dem Klo! Manchmal darf man kreativ sein.
Ich erinnere mich an meine Zeit als Krankenschwester in der Klinik. Wenn ich nicht mehr wusste was ich als erstes von den wichtigen Aufgaben machen sollte, wenn ich vor lauter Anforderungen nicht mehr wusste, wie ich mich effektiv strukturiere, dann bin ich aufs Klo obwohl ich nicht musste. Eine Minute nur geatmet. Den Atem beobachtet und ihn fließen lassen. Dadurch wurde die Anspannung weniger, mein Herz schlug wieder ruhiger und ich habe klarer gesehen. Durch diese Minute habe ich mir viele Minuten wieder reingeholt, weil ich von der Anspannung in die Entspannung kam.
Gesunde Ernährung und Schlaf:
Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf sind entscheidend, um den Körper in stressigen Zeiten zu unterstützen.
Gerade Schlaf ist nochmal ein Thema für sich. Es reicht NICHT, nur eine Nacht mal mehr zu schlafen! Versuchen Sie immer zur gleichen Uhrzeit in Bett zu gehen und damit eine gewisse Rhythmik zu finden. Manchen Menschen reichen sechs Stunden Schlaf, wieder andere brauchen neun Stunden. Probieren Sie sich aus.
Zum Thema Ernährung ganz einfach ausgedrückt: Gemüse so abwechslungsreich und bunt wie möglich und am besten nichts, wo Konservierungs- und Zusatzstoffe drin sind. Ich weiß, es ist in der Umsetzung häufig etwas schwierig.
Soziale Unterstützung:
Der Austausch mit Freunden und Familie kann helfen, Stress zu reduzieren und bietet eine wichtige emotionale Unterstützung.
Zeitmanagement:
Eine gute Organisation und das Setzen realistischer Ziele können helfen, Stress zu vermeiden und das Gefühl der Überforderung zu reduzieren.
Vermeiden Sie Einzelkämpfertum. Wenn sie nicht alleine im Haushalt leben, dann müssen Sie nicht alleine den Haushalt machen. Tiere und ganz kleine Kinder nehme ich mal raus.
Und mein Kalender (ja, ganz oldschool in Buchform) hat alles verändert. Darin stehen meine Ziele und Aufgaben und damit kommt Weihnachten nicht mehr überraschend, sondern angekündigt (nur das mit den Geburtstagen krieg ich noch nicht so gut hin! Wäre ein gutes Ziel für 2025). Und damit habe ich viele Dinge mehr im Blick und ich habe die Kontrolle. Und auch der Abgabetermin der Steuer kommt nicht mehr völlig aus dem Nichts.
Das entstresst mich extrem.
Und jetzt?
Stress ist ein unvermeidlicher Teil des Lebens, aber wie wir damit umgehen, kann einen großen Unterschied für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden machen.
Während akuter Stress in manchen Situationen hilfreich sein kann, ist es wichtig, chronischen Stress zu erkennen und zu bewältigen, bevor er unsere Gesundheit beeinträchtigt. Indem wir uns selbst und unsere Reaktionen auf Stress besser verstehen, können wir gesündere Wege finden, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
Wenn Sie über Ihre persönliche Stressbelastung reden möchten, nicht genau wissen, welches Ihre Stressoren sind oder mehr Ideen für zum Beispiel Atemübungen brauchen, dann melden Sie sich gerne bei mir.
Buchen Sie ein kostenfreies Erstgespräch und wir schauen, ob wir gemeinsam an Ihren Belastungen arbeiten können.
Herzlichst
Ihre Nicole Ulbrich