Warum habe ich eigentlich Bakterien im Darm? Eine Entdeckungsreise in die Welt de Darmmikrobioms

Oh mein Gott! Bakterien in meinem Darm! Da muss ich doch was dagegen tun! Bakterien darf ich doch nicht haben, die sind doch schlecht für mich!

 

Wissen Sie was Sie jetzt erst mal machen dürfen? Richtig! Atmen!

 

Ruhig 10 -12 Atemzüge ganz tief in den Bauch atmen. Genau dahin, wo die ganzen Bakterien sitzen.

 

So, und jetzt schauen wir uns das ganze Mal an!

 

Die Bakterien dort sind gut. Also nichts, wogegen wir ein etwas unternehmen sollten.

 

Diese kleinen Mikroorganismen sind weit mehr als unerwünschte Gäste. Sie spielen eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

 

Aber warum haben wir überhaupt Bakterien im Darm? Was machen sie dort? Und wie beeinflussen sie unseren Körper?

 

Was ist die Darmflora?

Die Darmflora, oder besser noch, das Mikrobiom , ist die Gemeinschaft von Billionen von Mikroorganismen, die unseren Verdauungstrakt besiedeln.

 

Diese Mikroorganismen bestehen hauptsächlich aus Bakterien, aber auch aus Viren, Pilzen und anderen Mikroben.

 

Ja, auch Pilze. Bis zu einer bestimmten Anzahl sind auch Pilze in unserem Darm völlig normal. Sie sollten nur eine bestimmte Grenze nicht überschreiten.

 

Das menschliche Mikrobiom wiegt zwischen 1,5 und 2 kg. Das ist eine ganze Menge!

 

Im Dickdarm findet man die größte Vielfalt und die höchste Konzentration dieser Bakterien, die in einer symbiotischen Beziehung mit uns leben. Das bedeutet, dass sowohl wir, als auch die Bakterien voneinander profitieren.

 

 

Warum haben wir Bakterien im Darm?

Die Präsenz von Bakterien im Darm ist kein Zufall. Im Laufe der Evolution haben wir uns gemeinsam mit diesen Mikroben entwickelt, und ihre Anwesenheit erfüllt mehrere lebenswichtige Funktionen:

 

 

Verdauung und Nährstoffaufnahme: Einige Bakterien im Darm helfen uns, bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen, die unser Körper alleine nicht abbauen kann. Dabei entstehen Fettsäuren und Gase, die unseren Darmzellen Energie geben. Ohne diese Bakterien könnten wir manche Lebensmittel nicht vollständig nutzen.

 

 

Schutz vor Krankheitserregern: Das Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von schädlichen Mikroorganismen. Indem es den Darm besiedelt, verhindert es, dass krankmachende Bakterien sich ansiedeln und vermehren können. So nach dem Motto: Wenn der Platz schon von guten Bakterien besetzt ist, dann kann sich nichts schlechtes hinsetzen.

 

Einige Bakterien produzieren sogar Substanzen, die Krankheitserreger abtöten oder ihre Vermehrung hemmen.

 

Unterstützung des Immunsystems: Unser Immunsystem ist eng mit dem Mikrobiom verknüpft. Die Bakterien helfen dabei, das Immunsystem zu trainieren und zu regulieren. Außerdem stimulieren sie die Produktion von Antikörpern und beeinflussen die Entwicklung und Funktion von Immunzellen. Antikörper sind Eiweiße, die vom Immunsystem eingesetzt werden, um Krankheitserreger wie Bakterien und Viren zu neutralisieren.

 

Eine gesunde Darmflora kann so das Risiko für Autoimmunerkrankungen und Allergien verringern.

 

Herstellung von Vitaminen und Nährstoffen: Einige Darmbakterien sind in der Lage, Vitamine wie Vitamin K und einige B-Vitamine zu produzieren, die für unsere Gesundheit wichtig sind. Diese Vitamine können dann von unserem Körper aufgenommen und genutzt werden.

 

 

Beeinflussung von Stimmung und Gehirn: Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass die Darmflora auch unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen kann. Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse kommunizieren die Bakterien mit unserem Gehirn und können so möglicherweise Auswirkungen auf Stress, Angst und Depression haben.

 

Das finde ich persönlich ja einen unglaublich spannenden Ansatz. Denn würde das nicht heißen, dass man sich den Darm auch mal etwas genauer ansehen sollte, wenn man Beschwerden hat, die auf den ersten Blick überhaupt nichts mit dem Darm zu tun haben?

 

Und wäre nicht dann bei psychischen Erkrankungen die begeitende Behandlung des Darms sinnvoll?

 

 

Und noch mehr: Gefühlt täglich lese ich Neuigkeiten, was die Darmbakterien noch so alles drauf haben. Das steht jetzt hier gar nicht.

 

Ich habe mich entschieden, die wichtigsten, alltäglichsten und grundlegensten Funktionen aufzuschreiben.

 

Wie pflege ich meine Darmflora?

Da die Darmflora so wichtig für unsere Gesundheit ist, stellt sich die Frage:

 

Wie kann ich sie optimal pflegen? Hier sind einige Tipps:

 

 

Ernähren Sie sich ballaststoffreich: Ballaststoffe sind das Lieblingsfutter der „guten“ Darmbakterien. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sollten regelmäßig auf Ihrem Speiseplan stehen.

 

 

Vermeiden Sie unnötige Antibiotika: Antibiotika können nicht nur schädliche Bakterien abtöten, sondern auch die nützlichen Mikroben im Darm schädigen. Verwenden Sie Antibiotika daher nur, wenn sie wirklich notwendig sind. Ich bin kein Gegner von Antibiotika! Antibiotika sind toll und ich bin, weiß Gott froh, dass wir sie haben. Trotzdem sollte man immer genau hinschauen, ob sie angebracht sind!

 

 

Fermentierte Lebensmittel: Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut und Kimchi enthalten lebende Bakterien, die Ihre Darmflora unterstützen können.

 

 

Stress reduzieren: Chronischer Stress kann das Gleichgewicht der Darmflora stören. Entspannungsübungen, ausreichend Schlaf und ein gesunder Lebensstil tragen dazu bei, Ihre Darmbakterien zu schützen.

 

 

Bitte machen Sie DAS jetzt nicht!

Wenn jetzt also diese Bakterien so gut sind, dann kann ich die ja bedenkenlos einnehmen, oder?

 

NEIN! Bitte, bitte, bitte nehmen Sie nicht einfach so Probiotika! Auch nicht das ganz doll angepriesene Produkt aus der Apotheke. Auch nicht dann, wenn Ihnen gesagt wird, dass das ein ganz tolles Produkt ist und Sie nichts falsch machen können.

 

Meiner Erfahrung nach, steht das Probiotika gaaaaaaaanz am Ende der Therapie.

 

Und wissen Sie was?

 

Manche meiner Patienten brauchen gar keines. Warum sollten Sie also etwas nehmen, wenn es nicht angezeigt ist?

 

Sie nehmen doch auch kein Schmerzmittel ohne Kopfschmerzen!

 

Warum sage ich das so? Im schlimmsten Fall, und auch da spreche ich von Erfahrung, wird das Mikrobiom so durcheinander gebracht, dass die Beschwerden hartnäckiger werden und die Therapie deutlich länger braucht.

 

Deswegen bei mir ganz klar: Keine Arzneimittel ohne vorherige Befunderhebung!

 

 

Mögen wir jetzt unsere kleinen Mikroben lieber?

Unbedingt!

 

Die Bakterien in unserem Darm sind unerlässliche Helfer für unsere Gesundheit. Sie unterstützen die Verdauung, schützen uns vor Krankheiten, stärken das Immunsystem und beeinflussen sogar unsere Stimmung.

 

Wir können sie als wertvolle Partner sehen, die unseren Körper in vielerlei Hinsicht unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil sind der Schlüssel, um diese Partnerschaft zu pflegen und so zu einem gesünderen Leben beizutragen.

 

Wenn Sie Fragen dazu haben, buchen Sie gerne ein kostenfreies, telefonisches Erstgespräch.

 

 

Herzlichst

Ihre Nicole Ulbrich